Auf der Sonnenseite
Diesmal standen sie alle auf der Sonnenseite. „Ja klar, es ist doch Ferienkehraus“, sagte Andrea Tipp. Die Schatzmeisterin der DJK Altendorf 09 wischte mit einem breiten Schmunzeln jeden Tropfen Zweifel vom Tisch, die 36. Neuauflage des Traditionsfestes hätte ins Wasser fallen können. „Mit dem Wetter hatten wir doch immer Glück.“ Und mit einem solchen Partner im Bunde konnte das integrierte Siedlerfest der Hirtsiefer-Kolonie im Bockmühlenpark nur gelingen.
Viele fleißige Hände hatten vieles vorbereitet. Nun kam es auf die Füße an. Mehr als 1000 Gäste steuerten in den Park, ließen es sich gut gehen. Ob passiv, ob aktiv – oder beides. Beim Menschenkicker zum Beispiel.
Wie bei der Tischfußballvariante rutschten die Stangen hin und her, mit ihnen die leibhaftigen Spieler, die in Handschlaufen hingen und sich selbst steuerten. Wer lange Beine hatte, war klar im Vorteil: Effektiv nach hinten verteidigen oder zumindest irgendwie stochernd die Softball-Annahme stören. Und wer vorne zudem ein gutes Auge hatte, konnte den Keeper so ausgucken, dass die weiche Kugel erfolgreich den Weg in die Maschen fand. Das gelang dem Team der neuen Cricket-Abteilung von A09 am besten. Im Finale setzte sich die mit Flüchtlingen besetzte Auswahl knapp mit 3:2 gegen die Handball-Routiniers der dritten Mannschaft durch. Verlieren wollte das Match keine Seite. Trotz des sportlichen Ehrgeizes ging fair stets vor. Abpfiff. Abklatschen. Amüsieren.
„Den hättest Du aber auch rein machen können“, reagierte eine Blondine auf einen Fehlschuss, und ergänzte nach einer wohl gesetzten Betonungspause: „Schatz!“ Was für ein Spaß! Dabei sein war tatsächlich schon ein Gewinn an sich, ob für die Frauen und Männer der „Parkbankblocker“, ob für die Jugend, die A-Mädchen oder die zweite Mannschaft der Handball-Abteilung.
Derweil probierten sich gegenüber am Parkeingang Graßmannstraße Große und Kleine im Tennisball-volley-Zuspielen (Rekord: 139 Mal), beim Tischtennis oder Boule. Die Kleinsten zog magisch das feuerrote DJK-Spielmobil an, das traditionell mit Hüpfburg, allerlei Gerätschaften und einer Sommerrutsche zum Aktivsein einlud. Juchzen statt schluchzen – die Kleinen beschäftigten sich prima, strahlten mitunter über ihr neues Gesicht, das die Damen vom Schminkstand meisterhaft gezaubert hatten.
Zum Rahmenprogramm gehörte die Bühne mit Musikanten, die alles auf Lager hatten für Herz, Schmerz und Schunkel-Beine. Vollbesetzte Bänke, mit Trink- und Essbarem gefüllte Tische. „Ich habe von allen Seiten nur Positives gehört“, freute sich Alfred Breuer. Der Vorsitzende des Altendorfer Bürgervereins ist jahrzehntelang Mieter in der Hirtsiefer-Siedlung und auch A09 verbunden. „Unsere ganze Vorbereitungsarbeit hat sich dann doch noch gelohnt“, atmete er auf. Ursprünglich hatte das Siedlerfest Anfang Juni stattfinden sollen. Unwetterwarnungen machten kurzfristig einen Strich durch die Plakate: Das Fest fiel notgedrungen aus.
Auch A09-Vorsitzender Michael Stottrop zog eine positive Bilanz und bedankte sich „beim lieben Petrus, bei Essen-Nord, dem Bürgerverein und allen Helfern vom Aufbauer bis zur Kuchenspenderin.“ Und im Zeichen der Integration habe die richtige Mannschaft beim Menschenkicker gewonnen. Die Cricket-Jungs stießen freudestrahlend den großen Elektro-Siebers-Wanderpokal in den Himmel. Der funkelte, der blendete. Schließlich standen diesmal alle auf der Sonnenseite.
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