Tradition und Neues Hand in Hand
Wenn Tradition sich für Neues öffnet, wenn Alte und Junge Hand in Hand gehen, wenn Vernunft und Herzblut gemeinsame Sache machen – dann hat der über 600 Mitglieder starke „Verein aus der Nachbarschaft“ erfolgreich Bilanz gezogen. Wieder einmal. Die DJK Altendorf 09 erlebt und bietet magische Momente.
Fast sieben Jahre kümmerte sich Susanne Steinig als zweite Vorsitzende rührig um ihren Verein. Nun, auf der Jahreshauptversammlung, war es an der Zeit, Abschied vom Amt zu nehmen. Aus glücklichen, familiären Gründen. Das hatte sie schon vor länger Zeit angekündigt, damit die Suche nach einer geeigneten Nachfolge rechtzeitig beginnen konnte. Die wurde gefunden, vorgeschlagen und glatt gewählt: Die JHV stimmte für den auserkorenen Markus Brilon, der eine Familientradition fortsetzt. Schon sein im Vorjahr verstorbener Vater Eugen prägte einst als „Vize“ den Verein maßgeblich mit. Als ehemaliger Jugendtrainer und Handballspieler ist der „kleine Brille“ bei den Blau-Weißen von der Bockmühle so bekannt, dass er sogar in die Stellvertreter-Position gehievt wurde, obwohl er im Urlaub weilte.
Präsent dagegen nicht nur an diesem Abend, sondern seit 70 Jahren: Gisela Schumacher (88). Mit Handball gleich nach dem Krieg angefangen, mit dem aktiven Tennis erst in diesem Jahr aufgehört – sieben Jahrzehnte engste Verbundenheit mit A09. Vorsitzender Michael Stottrop ehrte die erstaunlich agile Jubilarin ebenso wie Hanni Söntgerath (Seniorenturnen), die immerhin auf 50 Jahre zurückblicken kann, und weitere Mitglieder für 40- und 25-jährige Treue. Bemerkenswert in einer sich scheinbar immer schneller drehenden Zeit. A09 als Anker.
Wahrhaft magische Momente erlebte die DJK Altendorf 09 im Wettkampfsport: Die Handballer kehrten als ungeschlagener Bezirksligameister souverän zurück in die Landesliga, befeuert von „allemann“ auf der Tribüne. Die Dritte kam zum Aufstieg wie die Jungfrau zum Kinde: Als Tabellenvierte der 1. Kreisklasse rutscht sie unverhofft noch in die Kreisliga.
Gar die erfolgreichste Saison seit der Verschmelzung des ESC Dubois mit A09 vor zehn Jahren „erlebte die Judoabteilung. Christian Glowiszyn berichtete der staunenden Jahreshauptversammlung: „Unsere Jugend hat eine tolle Serie hingelegt. Platz eins in der Vereinswertung beim traditionellen Pokalturnier in Altenessen bei 14 gestarteten Vereinen. Gesamtsieg beim Fit-&-Joy-Cup in Kempen unter 22 Klubs. Und dann der Höhepunkt: Bei der erstmalig durchgeführten U12-Kreisliga konnten sich unsere neun- bis elfjährigen Judoka ungeschlagen ins Finale durchkämpfen, wo sie mit 6:1 den MSV Duisburg bezwangen.“ Donnernder Applaus war dem rührigen Leiter jener Abteilung gewiss, die mittlerweile auf über 100 Judoka angewachsen ist. „Eine neue Anfänger-Gruppe ist schon in Planung“, wirbt Glowiszyn dafür, sich auf der Internetseite www.a09judo.de zu informieren.
Dass Altendorf 09 in einem Atemzug mit einem Weltsport genannt wird, ist der Verdienst von Brian Mantle, dem Geschäftsführer des Deutschen Cricket Bundes und Verantwortlichen der jüngsten Abteilung. Das Cricket-WM-Finale verfolgten über eine Milliarde Menschen im Fernsehen – und die Sportart boomt derzeit im Entwicklungsland Deutschland. Viele Flüchtlinge aus Afghanistan oder Pakistan lieben diesen Sport und suchen händeringend Vereine. Für gut 70 Spieler ist A09 sportliche Heimat geworden und wurde nebenbei international bekannt: Irische und britische Fernsehsender, die Stuttgarter Zeitung und die französische Agentur afp verbreiteten Berichte über die A09-Mavericks und -Blue Tigers, garniert mit Interviews von Brian Mantle, der auch einigen Radiosendern aus dem In- und Ausland Rede und Antwort stand.
Wie Cricket funktioniert – das demonstrieren die Altendorfer am 20. August im Park an der Bockmühle. Dort steigt der traditionelle A09-Ferienkehraus. Die 35. Neuauflage findet erstmals zusammen mit dem Siedlerfest von Essen-Nord statt, das im Juni wegen Unwetterprognosen hatte ausfallen müssen. „Diese Konstellation ist eine prima Gelegenheit“, sagt A09-Vorsitzender Michael Stottrop, „uns zu präsentieren als das, was wir sind: Der Verein aus der Nachbarschaft“.